Hirnschrittmacher hilft Patienten mit Chorea Huntington

Weltweit sind Forscher bemüht, neue Behandlungsmethoden für Träger der Erbkrankheit zu finden

Von Cornelia Scherpe
8. September 2015

Chorea Huntington gehört zu den Erbkrankheiten, deren Ursache bisher nicht geklärt ist. Bei Betroffenen kommt es über die Jahre zu einer Degeneration verschiedener Nervennetzwerke im Gehirn. Klassische Symptome sind motorische Störungen in der Form unwillkürlicher Zuckungen. Auch die kognitive Leistung nimmt mehr und mehr ab und führt zu einer Demenz. Im Endstadium der Krankheit versterben die Patienten.

Basalganglien-Elektroden in der Studie

Forscher weltweit sind bemüht, neue Behandlungsmethoden für die Betroffenen zu finden. Bisher kann man den Patienten nur zu Beginn Medikamente gegen die Bewegungsstörungen geben. Allerdings ist die Wirkung deutlich beschränkter als bei Menschen, die beispielsweise an Parkinson leiden. Chorea Huntington ist einfach anders, auch wenn die Anfangssymptome ähnlich sind.

Tierversuche hatten jüngst gezeigt, dass es helfen könnte, wenn man Betroffenen einen Hirnschrittmacher implantiert. Bei den Tieren besserten sich die motorischen und teilweise sogar die kognitiven Probleme. Nun wurde in Düsseldorf das Experiment zum ersten Mal auf sechs Freiwillige übertragen.

Alle litten an Chorea Huntington und stimmten zu, sich während einer Hirn-OP den Schrittmacher implantieren zu lassen. Alle überstanden den Eingriff sehr gut und hatten nun Elektroden an den sogenannten Basalganglien. Diese Gruppe von Nervenzellen ist sowohl für die Bewegung des Körpers als auch das Denken und Fühlen zuständig.

Deutliche Verbesserung der Lebensqualität

Als sie nun bei den sechs Patienten stimuliert wurden, zeigte sich eine Besserung der Motorik um immerhin 60 Prozent. Bei drei der sechs Patienten besserten sich sogar die Dystonien. Das sind typische Fehlhaltungen des Körpers, wie sie bei Chorea Huntington häufig aufgrund der Muskelverkrampfungen auftreten.

Alle Studienteilnehmer gaben an, dass sich nach der Operation ihre subjektiv empfundene Lebensqualität deutlich gebessert hat. Ob die Stimulation auch gegen die Demenz hilft, kann man bisher noch nicht sagen. Dafür ist der derzeitige Beobachtungszeitraum von sechs Monaten noch zu kurz.