Hormon der Leber bremst den Alkoholkonsum

Tierversuch zeigt, wie wichtig die richtige Genvariante eines bestimmten Botenstoffs für die gesunde Alkohollust ist

Von Cornelia Scherpe
7. Dezember 2016

Es gibt Menschen, die sind nach einem guten Glas Wein oder dem Bier unter Freunden zufrieden und haben keinen weiteren Appetit auf Alkohol. Anderen fällt es nach den ersten Schlucken sehr schwer, aufzuhören. Der Grund dafür ist nicht nur die Gewohnheit, wie eine aktuelle Studie zeigt. Vielmehr spielen auch die Gene eine Rolle.

Britische Forscher sahen sich das Erbgut von 105.000 Männern und Frauen an. Sie wurden dabei auf ein Genvariante aufmerksam, die bei rund 40 Prozent der Menschen vorkommt und offenbar die Lust auf Alkohol dämpft.

Beta-Klotho und FGF21

Das Gen trägt den Namen beta-Klotho und kann in verschiedenen Varianten vorliegen. In der "alkoholdämpfenden" Version ist in diesem Gen die Bauanleitung für einen bestimmten Rezeptor im Gehirn hinterlegt. Dieser Rezeptor dient als Andockstelle für das Hormon FGF21. FGF21 wiederum wird von der Leber produziert und dient demnach als Botenstoff zwischen der Leber und dem Gehirn. Mittels FGF21 teilt die Leber dem Gehirn mit, dass so viel Alkohol verarbeitet wurde, dass die gesunde Grenze erreicht ist.

  1. FGF21 wandert zum Gehirn,
  2. dockt sich dort an den passenden Rezeptor und
  3. der Mensch hat plötzlich keinen Appetit mehr auf das nächste Bier.

Die Macht der Hormone

Wie wichtig die richtige Genvariante von beta-Klotho für die gesunde Alkohollust ist, haben die Forscher anschließend mit Mäusen getestet. Sie entfernten das Gen komplett aus den Tieren und gaben ihnen gleichzeitig eine Schale mit Wasser und eine mit Alkohol. Die Tiere wollten beständig Alkohol konsumieren. Injizierte man ihnen das Leberhormon FGF21, änderte das ihr Trinkverhalten dennoch nicht, da das Gen beta-Klotho schlicht fehlte. Andere Mäuse mit intaktem Gen reagierte stark auf das Hormon FGF21 und tranken nun lieber Wasser als Alkohol.

Die Studie zeigt damit einmal mehr die Macht der Hormone. Zudem geben die Ergebnisse Anlass zu hoffen, dass künftig bessere Therapien für Alkoholsüchtige entwickelt werden können.