Hormonhaushalt der Männer verändert sich bei Schwangerschaft der Partnerin

Mediziner bestätigen eine hormonelle "Mitschwangerschaft" bei werdenden Vätern

Von Cornelia Scherpe
19. Dezember 2014

Der oft genutzte Ausdruck "Wir sind schwanger" wird von manchen belächelt, denn natürlich ist im eigentlichen Sinne nur die Frau schwanger. Doch auch für den festen Partner ändert sich in den aufregenden neun Monaten das komplette Leben.

Hormonhaushalt der Eltern

Viele Männer beschreiben, dass sie sich auf gewisse Weise auch schwanger fühlen und Mediziner bestätigen, dass da was dran ist. Es ist nachweisbar, dass die Schwangerschaft der Partnerin indirekt auf den Hormonhaushalt des Mannes wirkt.

Bei einer Frau verändert die Empfängnis aus biologischer Sicht die Hormonkonzentration. Es werden bedeutend mehr Progesteron und Östrogen ausgeschüttet, damit der Körper die Schwangerschaft aufrecht erhalten kann. Die Hormone wirken aber auch auf psychischer Ebene und bereiten die Frau auf die Mutter-Kind-Bindung vor.

Einstimmung auf die Vaterrolle

US-Forscher haben herausgefunden, dass diese soziale Komponente auch bei den Männern zum Tragen kommt. Bei ihnen ändert sich der Hormonhaushalt zwar nicht aus körperlichen Gründen, wohl aber zur Einstimmung auf die kommende Vaterrolle.

In den USA führte man eine Studie mit 59 Paaren durch. Alle erwarteten zum ersten Mal ein gemeinsames Kind und lebten in fester Bindung.

Man nahm während der neun Monate sowohl von der werdenden Mutter als auch vom werdenden Vater regelmäßig Speichelproben. Darin wurde die Hormonkonzentration gemessen.

Es zeigte sich, dass bei Männern die Menge an Testosteron auffallend zurückging.

Testosteron- und Östrogenkonzentration

Da dieses männliche Hormon dafür bekannt ist, Aggression zu steigern, könnte man sagen, dass die Schwangerschaft wie ein Anti-Aggressionsprogramm auf die Männer wirkt. Sie werden häuslicher und stimmen sich auf die Vaterschaft ein.

Gleichzeitig nimmt bei den Männern auch die Östrogenkonzentration ab, was sich die Forscher noch nicht ganz erklären können. Sie vermuten aber eine Wechselwirkung zum Testosteron und dass der Östrogen-Wert auch bei Männern wieder steigt, sobald sie nach der Entbindung zum ersten Mal mit dem eigenen Nachwuchs in Berührung kommen.