Multiple Sklerose: früher Therapiestart hilft langfristig

Eine Studie über elf Jahre macht deutlich, dass nach einem KIS schnelles Handeln gefragt ist

Von Cornelia Scherpe
25. August 2016

Die Multiple Sklerose ist eine Krankheit, bei der Nervenzellen nach und nach absterben. Meist beginnt das Leiden mit dem sogenannten KIS, dem "klinisch isolierten Syndrom". Wer an dieser Stelle bereits mit einer MS-Therapie beginnt und nicht erst bis zur sicheren Diagnose abwartet, profitiert einer Studie zufolge deutlich und kann auch nach Jahren noch selbstständig im Alltag und Berufsleben sein.

KIS als Ausgangsbasis

Das "klinisch isolierte Syndrom" ist ein einzelnes Problem, das sich innerhalb weniger Tage (oft nur Stunden) einstellt:

  • Betroffene hören plötzlich schlecht, oder die Sehkraft nimmt radikal ab.
  • Es kann auch zu Gleichgewichtsproblemen oder einer plötzlichen Kraftminderung kommen.

Immer ist es nur eines dieser Symptome und in 85 Prozent der Fälle der erste Schub einer Multiplen Sklerose. Allerdings vergehen im Regelfall noch Monate bis Jahre, bis weitere Probleme auftreten und die Diagnose gesichert ist. Manche Ärzte entscheiden sich daher gemeinsam mit ihren Patienten für eine abwartende Haltung. Eine Studie über elf Jahre sieht jedoch das schnelle Handeln als bessere Alternative.

Die Vorteile eines schnellen Therapiestarts

Zu Beginn der Studie nahmen 468 Patienten teil, die das KIS bereits erlebt hatten. Nur die Hälfte erhielt sofort eine MS-Therapie, bei den übrigen wartete man den weiteren Verlauf ab. Daher begann die eigentliche Therapie dieser Gruppe im Schnitt erst 18 Monate nach dem KIS, spätestens aber nach zwei Jahren.

Zur aktuellen Auswertung standen noch 278 Patienten zur Verfügung, von denen 167 frühzeitig eine Therapie begonnen hatten. Die übrigen 111 Männer und Frauen waren in der abwartenden Gruppe gewesen und das wurde auch bei der Auswertung der aktuellen Gesundheit deutlich. Die Gefahr, an Multiple Sklerose zu erkranken, war bei schnellen Therapiestart um 33 Prozent kleiner.

  • Wer MS bekommen hatte, erlebte 19 Prozent weniger Schübe insgesamt und auch die Zahl der Rückfälle war sehr viel kleiner. Im Schnitt vergingen bei schnellen Therapiebeginn 1.888 Tage bis zu einem Rückfall.
  • In der Gegengruppe waren es nur 931 Tage.

Die Studie wird allerdings kritisch betrachtet, da sie zum Teil durch einen Medikamentenhersteller finanziert wurde und dessen Mittel in der Studie zum Einsatz kamen.