Neues Antibiotikum entdeckt: Es "wohnt" in der menschlichen Nase
Wirkstoff Lugdunin wird auf Grund seiner neuen Anordnung einer weiteren Antibiotika-Klasse zugeordnet
Die Suche nach neuen Antibiotika läuft weltweit, da es immer mehr resistente Keime gibt. Während sich manche Forscher darauf konzentrieren, synthetische Mittel herzustellen, suchen andere nach natürlich vorkommenden Antibiotika. Deutsche Wissenschaftler aus der zweiten Gruppe sind nun an einem Ort fündig geworden, von dem man glauben könnte, er sei schon gut erforscht gewesen: die menschliche Nase.
Da der Mensch über die Nase atmet, gelangen beständig Staub, Erreger und andere Partikel in den Nasenraum. Kleine Härchen und ein aktives Immunsystem kümmern sich um die Filterung. Dennoch ist die Nase keineswegs frei von Mikro-Leben und nicht jedes Bakterien führt zu einer Erkältung. Rund ein Drittel der Menschen trägt in der Nase die "Staphylococcus lugdunensis" und lebt damit völlig unbeschwert. Die kugelförmigen Mikroorganismen produzieren einen Stoff, den die Forscher "Lugdunin" getauft haben und genau er ist das neu entdeckte Antibiotikum.
Lugdunin - eine neue Antibiotika-Klasse
Lugdunin weist eine ganz andere Struktur als klassische Antibiotika auf. Der Wirkstoff liegt in einer Ringstruktur vor, die zwar aus Aminosäuren besteht, die der Medizin bekannt sind, doch deren Anordnung so völlig neu ist. Vermutlich kann der Wirkstoff genau dadurch Erreger abtöten, die nach aktuellem Behandlungsstand bereits völlig immun gegen Antibiotika geworden sind. Da in den kommenden Jahrzehnten die Zahl der multiresistenten Keime und daraus resultierende Todesfälle stark zunehmen soll, ist das ein Hoffnungsschimmer.
Bis dieser Hoffnungsschimmer in der Apotheke erhältlich ist, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Es muss nun geklärt werden, wie der Wirkstoff auf größere Organismen reagiert. Zwar konnte Lugdunin im Labor multiresistente Keime komplett abtöten, aber es steht die Frage im Raum, ob auch gesunde Körperzellen von ihm angegriffen werden. Hierzu sind aufwendige Studien zu Wirkung und Wechselwirkung notwendig. Daher dürften Jahre bis zur Marktzulassung vergehen, so die Schätzung der Wissenschaftler.
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