Organspendeskandal: Medizinprofessor wegen Totschlag angeklagt

Von Ingrid Neufeld
21. Januar 2014

Im Göttinger Organspendeprozess steht der vormalige Chef der Transplantationsmedizin der Uni-Klinik vor Gericht. Dem Medizinprofessor wird vorgeworfen, die Blutwerte von Patienten so verändert zu haben, dass sie in der Organ-Warteliste einen bevorzugten Platz erhielten.

Die Staatsanwaltschaft plädiert auf versuchten Totschlag in elf Fällen und in drei Fällen auf Körperverletzung mit Todesfolge. Es ist das erste Verfahren in der Bundesrepublik, in dem ein Arzt wegen Totschlags belangt wird, nachdem er Patientendaten manipuliert hat.

Eine Krankenschwester sagte im Prozess aus, dass eine Patientin zur OP eine Flasche Wodka mitgenommen hätte. Die Frau habe vorher jeden Tag eine Flasche Wodka konsumiert und wollte nun eine neue Leber haben. Dabei ist es zwingend notwendig, dass Patienten sechs Monate vor einem solchen Eingriff auf Alkohol verzichten.

Aufgrund des Organspendeskandals im Jahr 2012 ist seit 2013 die Zahl der Organspenden in ganz Deutschland um 16 Prozent zurückgegangen. Damit wurde ein Tiefstand seit der Verabschiedung des Transplantationsgesetzes im Jahr 1997 verzeichnet.