Segregation: statt Multi-Kulti trennt sich die Bevölkerung immer mehr in Gruppen auf

Sowohl zwischen ethnischen Gruppen als auch zwischen reichen und armen Menschen geht der Trend zur Absonderung

Von Cornelia Scherpe
30. November 2015

Wie Städte in der Zukunft aussehen sollen, wird immer wieder in Science-Fiction behandelt. Bereits heute entwerfen Architekten futuristische Gebäude und Erfinder modernisieren die Fortbewegung. Was jedoch selten zum Gesprächsthema wird: Wie leben die Menschen einer Stadt in Zukunft zusammen?

Segregation statt lebendigem Kulturaustausch

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Soziologie schon länger und beobachtet dabei einen gefährlichen Trend, der längst nicht mehr nur Zukunftsmusik ist, sondern bereits begonnen hat: die Segregation. Das lateinische Wort bedeutet soviel wie "sich absondern" und beschreibt, wie sich mehr und mehr Parallelgesellschaften bilden. Man lebt zwar geografisch gesehen in einer Stadt zusammen, doch die einzelnen Gruppen schotten sich voneinander ab.

Ethnische Subgruppen innerhalb einer Stadt bilden sich, weil viele Menschen die soziale Spaltung bevorzugen. Sie möchten Nachbarn mit ähnlichen Wurzeln und wählen daher bevorzugt Wohnviertel, in denen Menschen einer Herkunft leben. So trennen sich ethnische Gruppen und statt einem lebendigen Kulturaustausch entstehen

Auch zwischen arm und reich kommt es zur Segregation

Doch die Segregation gilt nicht nur für verschiedene Ethnien. Ganz besonders die Kluft zwischen Wohlhabenden und armen Menschen verschlimmert sich von Jahr zu Jahr. Gut zu beobachten ist diese Spaltung in den USA, wo sich die Reichen bereits eigene Viertel mit eigenen

aufgebaut haben. Wer nicht zur Oberschicht gehört, kann hier kaum einen Fuß hineinsetzen.

Das Einkommen spaltet die Menschen und auch in Deutschland kann man das bereits durch Stadtviertel für Villenbesitzer sehen, die sauber getrennt von den Armutsvierteln existieren. Wo auf der einen Seite soziale Not und Kriminalität an der Tagesordnung sind, gibt es bei den oberen Schichten

  • private Wachdienste,
  • scharfe Hunde und
  • Kameras.

Der freie Markt ist schuld

Die Frage nach dem Warum beantwortet sich mit einem Blick in die Wirtschaft: Grund der Trennung ist hier der freie Markt. Nur wer sich das Leben in den besseren Regionen leisten kann, steigt hierhin auf. Wer in Armut lebt und wenig Einkommen hat, wird diese Schicht nicht verlassen können.

Die Bundespolitik weiß um die Folgen der Segregation und leitet seit 1999 das Projekt "Soziale Stadt", um die Menschen zusammenzuführen. Einen Erfolg bezweifelt man in der Soziologie aber.