Streit unter Geschwistern: richtig geführt, bringt er die Entwicklung voran

Konfrontationen unter Geschwistern sind wichtig für die Entwicklung, sollten aber reglementiert und im Rahmen bleiben

Von Cornelia Scherpe
18. November 2015

Es scheint ein Naturgesetz zu sein. Zwischen Brüdern und/oder Schwestern gibt es immer wieder lautstarke Auseinandersetzungen und keiner will dabei nachgeben. Nicht selten knallen Türen und viele Eltern sehen sich genötigt, bei den Streithähnchen einzugreifen.

Konfrontation und Kräftemessen

Psychologen können Kinder und Eltern zunächst beruhigen: Es ist völlig normal, dass es unter Geschwistern zu kleinen und großen Zankereien kommt. Wie auch bei Tierbabys in einem Wurf treten die Kinder immer wieder in einen Konkurrenzkampf.

Dabei geht es darum, wer stärker, klüger, schneller etc. ist. Geschwister messen sich aneinander und suchen daher immer wieder die Konfrontation. Das ist für die soziale Entwicklung sogar förderlich, denn im Streit lernt man

  1. seine Meinung zu verteidigen,
  2. Kompromisse zu suchen und
  3. sich auch einmal anzupassen.

Damit die Auseinandersetzung sinnvoll bleibt, können Kinder klare Absprachen treffen.

Gefechtspausen und Vereinbarungen

Am Mittagstisch, auf Geburtstagsfeiern, oder einfach an einem ruhigen Nachmittag haben selbst die größten Streithähne ruhige Momente. Genau einen solchen Moment sollte man nutzen und eine grundlegende Regel für kommende Streitereien festlegen. Spürt man, dass eine Situation sich hochschaukelt, sollte man bewusst eine "Gefechtspause" einlegen.

Man unterbricht das Gespräch und vereinbart, zu einer späteren Stunde darüber zu reden. In der Zwischenzeit kann jeder in Ruhe die eigene Wut verarbeiten und findet klare Gedanken für das spätere Gespräch. Treffen Geschwister diese Vereinbarung in einem ruhigen Moment, kann beim Streit einer von beiden daran erinnern und die starken Emotionen aus der Situation nehmen.

Die V-W-Regel

Eine andere Regel, die jüngere Kinder oft noch nicht umsetzen können, die aber unter Geschwistern im Teenageralter gut hilft: Man führt die V-W-Regel ein.

  • V steht für "Vorwurf" und
  • W für "Wunsch".

Beide versuchen in einem Streit, keine Vorwürfe auszusprechen (Du bist zu laut), sondern eigene Wünsche zu formulieren (Ich würde mir wünschen, dass du leiser bist). Erst wenn Geschwister an einem Punkt überhaupt nicht weiterkommen, sollten die Eltern um Rat gefragt werden.

Für die Entwicklung der sozialen Kompetenzen ist es aber am besten, wenn man ohne die Erwachsenen eine Lösung findet. Immerhin wird es auch im späteren Leben, wenn man die Eltern nicht mehr fragen kann, immer wieder Konfliktsituationen geben.