Studie sieht Lügen als Grundlage der Gesellschaft

Durch Flunkereien sollen soziale Beziehungen aufrecht erhalten- und das Gruppengefühl gestärkt werden

Von Cornelia Scherpe
6. November 2015

Ein wenig traurig ist es schon: Eine aktuelle Studie hat sich mit der Frage beschäftigt, warum Menschen eigentlich so viel lügen und ist dabei zu der Antwort gelangt, dass nur durch Lügen eine Gesellschaft funktionieren kann. Aus Sicht der Psychologen tun wir es alle.

  • Wir belügen die beste Freundin zu ihrem neuen Kleid,
  • finden das Bild eines 5-Jährigen schön und
  • erfinden Ausreden für unliebsame Termine.

Viele Notlügen zielen darauf ab, dass Verwandte und Freunde sich besser fühlen, andere Lügen sollen uns bewusst in ein positives Licht rücken. Laut einer internationalen Studie sind diese beiden Gründe nicht nur gut nachzuvollziehen, sondern für jede Gesellschaft wichtig.

Lügen zur Stärkung des Gruppengefühls

Wir lügen, damit wir soziale Beziehungen aufrecht erhalten können und das Gruppengefühl stärken. Was im kleinen Kreis funktioniert, spielt sich auch so auf regionaler Ebene ab. Im Experiment nutzte man dafür ein Computermodell, das 100 Menschen in einer Gemeinschaft leben ließ. Man hatte für jeden ein Profil erstellt, indem individuelle

zusammenflossen. In der Simulation schlossen sich die Individuen zu kleinen Untergruppen zusammen, die eine gemeinsame Einstellung hatten. Das bedeutet aber nicht, dass man überhaupt keine Kontakte zu anderen Gruppen pflegte.

Durch kleine Lügen wurden lockere Kontakte zu Gruppenmitgliedern anderer Einstellungen möglich. Gute Lügner waren ideal, um Brücken zwischen den Gruppen zu schlagen und damit die Gemeinschaft als Ganzes zu bewahren.

Lügen als Überlebensstrategie

Sozialverträgliche Lügen, das zeigen weitere Studien, spielen vor allen Dingen im asiatischem Raum eine große Rolle. Hier werden im Alltag bewusst Gesprächsthemen vermieden, bei denen oft starke Meinungsschwankungen auftreten und man redet vorwiegend positiv über Mitmenschen. Unschöne Seiten werden verschwiegen, damit das Miteinander reibungslos bleibt.

Für viele Forscher steht daher fest, dass der Mensch das Lügen als eine Art Überlebensstrategie für sich entdeckt hat. Er täuscht andere durch falsche Selbstinszenierung und passt sich zugleich durch Nachahmung denen an, die ihm Vorteile bringen.