Studie zur Frauenquote: Nur 10 Prozent wünschen sich eine Chefin

Weibliche Führungskräft sind von beiden Geschlechtern noch immer kaum gewünscht

Von Frank Hertel
2. Mai 2011

In der Diskussion um die Frauenquote für deutsche Chefsessel bringt eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) neue Argumente. Das Team um Klaus Hilbinger hatte 509 Männer und 536 Frauen danach gefragt, ob sie lieber einen Mann oder eine Frau als Chef hätten oder ob es ihnen gleichgültig sei. 41 Prozent der Befragten hätten lieber einen Mann als Chef, 49 Prozent ist es egal und nur 10 Prozent hätten lieber eine Frau als Chefin.

Deutungsansätze

Hilbinger erklärt sich diese sehr traditionellen Ergebnisse damit, dass die meisten Arbeitnehmer noch keine Erfahrung mit weiblichen Chefs hätten und sich daher für das Althergebrachte entscheiden. Sogar von den befragten Frauen wünschten sich nur 12 Prozent eine Chefin.

Die Ergebnisse waren sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Arbeitnehmern in etwa gleich. Es zeigte sich lediglich dann eine größere Bereitschaft für die Chefin, wenn im Haushalt der Befragten mehrere Kinder lebten.

David Juncke vom Forschungszentrum für familienbewusste Personalpolitik der Universität Münster erklärt sich diesen Befund damit, dass die Arbeitnehmer mit Kindern von einer Chefin einen kinderfreundlicheren Führungsstil erwarten. Gabriele Stahl von der Personalberatung Odgers Berndtson kann diese Erwartung bestätigen.

Tatsächlich wäre der weibliche Führungsstil demokratischer und partizipativer und in der Tendenz auch familienfreundlicher. Allerdings würden Frauen auch konsequenter die Umsetzung ihrer Vorgaben kontrollieren und einfordern. Stahl glaubt, dass einige Männer, die nicht so viel leisten, daher vor einer Chefin mehr Angst hätten als vor einem Chef.

Prognose

2007 habe eine Studie festgestellt, dass mit Chefinnen trotzdem weniger respektvoll umgegangen wird als mit Chefs. Gabriele Stahl sagt, dass wir es uns in Zukunft aber schlicht nicht mehr leisten könnten, auf das weibliche Führungspotential zu verzichten. Denn der Pool an vermittelbaren Führungskräften sei in ihrer Agentur mittlerweile schon sehr stark geschrumpft. Stahl begrüßt daher die geplante Frauenquote und hofft, dass auch die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Deutschland in den nächsten Jahren etwas fortschrittlicher werden.