Syphilis auf dem Höchststand: Die Geschlechtskrankheit breitet sich in deutschen Großstädten aus

Aktuelle Zahlen machen einmal mehr deutlich, wie wichtig eine umfassende Aufklärung zum Thema Syphilis ist

Von Cornelia Scherpe
26. August 2016

Bei vielen Krankheiten spielt der Entwicklungsstand einer Gesellschaft eine wichtige Rolle. Oft wüten Infektionen vor allem in ärmeren Regionen und verbreiten sich dank Vorsorge, Impfungen etc. seltener in wohlhabenden Bereichen. Doch das ist keineswegs immer der Fall. Aktuell steigt die Zahl der Syphilis-Infektionen und befindet sich in Deutschland auf einem Höchststand.

Die Geschlechtskrankheit ist dabei besonders in Großstädten zuhause. Den Grund sehen Ärzte im sorglosen Lebenswandel, der Party, Drogenkonsum und Sex mit wechselnden Partnern zum Großstadtalltag macht. An die Gefahr denken viele nicht.

Meldepflicht offeriert genaue Zahlen

In Deutschland gibt es seit 2001 eine Meldepflicht für Syphilis. Stellen Mediziner die Diagnose, muss der Fall offiziell eingetragen werden. Für die vergangenen 15 Jahre kann man daher überprüfen, wie viele Neuinfektionen es gab. Waren es 2014 noch 5.722 Fälle in Deutschland, zählt man für 2015 bereits 6.834 Fälle. Das ist eine Steigerung von 19 Prozent. Umgerechnet auf die Gesamtbevölkerung gibt es demnach 8,5 Syphilis-Infektionen pro 100.000 Einwohner. Verteilt auf die Bundesländer zeigt sich, dass

  1. Berlin die traurige Nummer Eins ist,
  2. gefolgt von Hamburg.
  3. Danach kommen Bremen und
  4. Sachsen.

Auf dem letzten und damit besten Platz liegt Thüringen, hier gibt es nur 3,7 Syphilis-Infektionen pro 100.000 Menschen.

Lebensgefahr durch falsche Scham

Betrachtet man die Geschlechter, entfallen die meisten Ansteckungen auf Männer. Die Übertragung der Syphilis geschieht dabei vor allem unter Homosexuellen, denn 85 Prozent der Infektionen entfallen auf sie. Vor allem in der Schwulenszene muss daher das Bewusstsein für die Ansteckungsgefahr geschärft werden.

Wird Syphilis frühzeitig erkannt, ist die Behandlung vergleichsweise einfach. Penizillin ist das Mittel der ersten Wahl, denn die Krankheit wird durch Bakterien (Treponema pallidum) ausgelöst. Zeigen sich Geschwüre rund um die Genitalien oder im Mundraum, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Die Diagnose erfolgt schnell und die Behandlung kann beginnen.

Wird dagegen abgewartet, verschwinden die sichtbaren Geschwüre, was eine trügerische Sicherheit ist, denn danach beginnen Hautausschläge und Organschäden breiten sich aus. Falsche Scham kann daher lebensgefährlich sein.