Toxoplasmose in der Schwangerschaft: Viele Frauen infizieren sich unerkannt

Der steigende Fleischkonsum und die vermehrte Haltung von Katzen führt zu einer Ausbreitung der Infektionskrankheit

Von Cornelia Scherpe
9. März 2016

Bei Toxoplasma gondii handelt es sich um einen Parasiten, der mit Malaria verwandt ist. Dringt er in den menschlichen Körper ein, kann er sich theoretisch in jeder Zelle ansiedeln. Für einen gesunden Erwachsenen ist die Infektion normalerweise kein Problem. Das Immunsystem kümmert sich um den Erreger und besiegt ihn frühzeitig.

Wer jedoch eine Schwäche der Abwehrkräfte hat, kann nach der Ansteckung verschiedene Krankheitssymptome entwickelt. Da Ungeborene noch kein ausgebildetes Immunsystem besitzen, besteht eine Infektionsgefahr, wenn die werdende Mutter Toxoplasma gondii in sich trägt. Einer aktuellen Studie zufolge ist das häufiger als gedacht der Fall.

Fleischkonsum und Katzenhaltung

Ein deutsches Forscherteam sammelte zwischen den Jahren 2008 und 2011 insgesamt 6.663 Blutproben von Erwachsenen und untersuchte das Serum auf Toxoplasma gondii. In 3.602 Proben fand man Antikörper. Das bedeutet, dass mehr als 50 Prozent der Probanden in ihrem Leben bereits eine Infektion gehabt hatten.

Da der Erreger vor allen Dingen im rohen Fleisch anzutreffen ist, wird der Konsum von Mett und Hackepeter zum größten Risiko. Das würde auch erklären, warum Männer häufiger als Frauen infiziert sind. Statistisch gesehen essen männliche Deutsche mehr Fleisch.

Allerdings war auch die Katzenhaltung ein Risikofaktor, denn die Tiere können den Erreger über das Katzenklo und beim Streunen durch den Gemüsegarten übertragen.

Gefahr durch Spätschäden

Rechnet man die ermittelte Gefahr einer Infektion auf Frauen im gebärfähigen Alter, wären statistisch jedes Jahr 6.393 werdende Mütter von dem Erreger betroffen. Da die Erkrankung bisher beim Frauenarzt nicht als Risiko benannt wird und es keine Vorrsorgeuntersuchungen in diese Richtung gibt, stecken sich vermutlich viele Ungeborene bei der Mutter an.

Spätschäden der Erkrankung können unter anderem bleibende Veränderungen im Auge sein, die die Sehkraft mindern. Die Forscher regen daher zu einer besseren Kontrolle während der Schwangerschaft an.