Unentschlossene Menschen haben andere Hirnströme

Hirnforscher haben festgestellt, dass unentschlossene Menschen schwächere Hirnströme zwischen zwei Hirnarealen besitzen

Von Cornelia Scherpe
25. August 2015

Manche Menschen sind entschlussfreudiger als andere. Viele Partner und Freunde sind schnell genervt, wenn jemand bei wichtigen Fragen immer wieder Wankelmütigkeit an den Tag legt.

Als Charakterzug ist diese Eigenschaft für alle unschön und doch schwer abzulegen. Hirnforscher können zwar nicht sagen, warum jemand eher unentschlossen ist, doch erstmals können sie zeigen, dass die Hirnströme dieser Menschen anders sind.

Kommunikation zwischen präfrontalem und parietalem Kortex ist entscheidend

In Zürich führte man Experimente mit verschiedenen Probanden durch. Manche hatten sich als entschlussfreudig gezeigt, andere waren ständig unentschlossen und schwankten zwischen Wahlmöglichkeiten.

Die Messung der Hirnströme zeigte dabei zwei Dinge. Bei allen sind der präfrontale Kortex und der parietale Kortex aktiv. Zwar ist bei entscheidungsfreudigen Menschen die Aktivität der beiden Areale im Schnitt tatsächlich größer, doch das ist nicht der entscheidende Punkt.

Wichtig für die Frage, ob Wankelmütigkeit an den Tag gelegt wird, oder nicht, ist die Kommunikation der beiden Areale untereinander. Bei Menschen mit Entscheidungsschwierigkeiten sind die Hirnströme schwächer.

Verstärkte und verringerte Hirnströme wirken sich auf die Entscheidungsfreudigkeit aus

In der Studie nutzten die Wissenschaftler die Methodik der transkranialen Wechselstromstimulation, um die Aktivität der Hirnströme zu beeinflussen. Die Teilnehmer selbst haben dabei weder Schmerzen, noch fühlen sie überhaupt eine Beeinflussung.

Die Forscher stellten die Stimulation so ein, dass die Hirnströme entweder verstärkt oder verringert wurden. Als man die Probanden nun vor Entscheidungsoptionen stellte, wirkte sich die Stimulation tatsächlich unmittelbar auf die Wankelmütigkeit aus.

Die Teilnehmer sollten zwischen verschiedenen Nahrungsmitteln wählen und waren deutlich sicherer in ihrer Auswahl, wenn die Hirnströme künstlich verstärkt wurden. Bremste man sie dagegen aus, wurden viele Teilnehmer plötzlich unsicher.

Fakten helfen mehr bei der Entscheidungsfindung als persönliche Vorlieben

Interessanterweise trat diese Wirkung nur dann deutlich auf, wenn die Teilnehmer allein aufgrund persönlicher Vorlieben entscheiden sollten. Ging es darum, Lebensmittel anzufassen und aufgrund dieser sensorischen Eindrücke zu entscheiden, fiel die Wahl den meisten weiterhin leicht. Fakten (wie die spürbare Qualität) lassen den Menschen einfacher Entscheidungen treffen als persönliche Vorlieben.