"Unfall mit Personenschaden": Wer denkt beim Selbstmord schon an den Lokführer?

Von Nicole Freialdenhoven
27. Januar 2014

Jedes Jahr sterben auf deutschen Bahngleisen bis zu 1000 Personen, von denen sich die meisten das Leben genommen haben. Alleine für das Jahr 2012 zählte die Statistik 481 Männer und 199 Frauen, die Selbstmord begingen, indem sie sich vor einen heranbrausenden Zug stürzten. Kaum jemand denkt dabei an die Lokführer, die dabei - wenn auch unfreiwillig - zum Tod eines Menschen beitragen und ihr Leben lang mit der Erinnerung an den Vorfall leben müssen.

Posttraumatische Belastungsstörungen bei Lokführern

Ob und wie häufig ein Zugführer in Suizide verwickelt wird, hängt stark von der Strecke ab und teilweise auch vom Glück. Manche Betroffenen mussten schon bis zu einem Dutzend Selbstmorde miterleben - und anschließend mit dem eigenen Entsetzen und dem Gefühl der Hilflosigkeit fertig werden. Rund ein Drittel der betroffenen Zugführer zeigt nach einem solchen Ereignis posttraumatische Belastungsstörungen und benötigen psychotherapeutische Hilfe.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer hat in den letzten Jahren erreicht, dass junge Berufsanfänger in der Ausbildung besser auf mögliche Selbstmordfälle auf den Schienen vorbereitet werden, sondern auch, dass Betroffene bessere Hilfe bekommen. Die Zahl der Lokführer mit einer PTBS konnte dadurch auf 10 Prozent gesenkt werden. Doch noch immer müssen manche Betroffene aus dem Beruf ausscheiden, weil sie von den Erinnerungen verfolgt werden. So fordert ein Selbstmord noch ein zweites Opfer.