Warum eine Milch-Unverträglichkeit genauso normal ist wie die Milchverträglichkeit

Bei vielen Neuzeitmenschen schaltet sich das Lactase-Gen ab, was zur Unverträglichkeit führen kann

Von Cornelia Scherpe
11. März 2015

Zwar ist das tägliche Müsli mit Milch oder der Milchkaffee für viele Menschen normal, doch es gibt ebenso Männer und Frauen, die Milch nicht vertragen. Die Unverträglichkeit ist dabei beim Blick in die Tierwelt eigentlich der Normalzustand.

Mensch in Ausnahmeposition

Die Evolution hat dafür gesorgt, dass bei Säugetieren so lange das Enzym Lactase im Körper gebildet wird, wie ein Heranwachsender die Muttermilch benötigt. Ist das Säugen vorbei, braucht der Organismus das Enzym nicht mehr und die Lactase-Produktion wird eingestellt. Der Mensch nimmt daher unter den Säugetieren eine Ausnahmeposition ein, wenn er Lactase auch im Erwachsenenalter im Körper bildet.

Forscher vermuten, dass das Gen zur Lactase-Produktion auch beim Menschen lange Zeit nach dem Abstillen ausgeschaltet wurde. Bei Menschenskeletten aus der Steinzeit lässt sich kein aktives Gen nachweisen. Die Veränderung trat vermutlich ein, als die Menschen in nord- und mitteleuropäischen Gebieten harte Winter erlebten.

Evolutionäre Vorteile

Milch von Nutztieren wurde dabei zur guten Energiequelle, um Kälte und Dunkelheit zu überleben. Die Evolution erkannte den Vorteil und das Gen zur Lactase-Produktion blieb auch nach dem Kleinkindalter aktiv.

Da der Mensch heute warme Häuser hat und die dunkle Jahreszeit nicht mehr fürchten muss, schaltet sich bei vielen Neuzeitmenschen das Lactase-Gen wieder ab. Sowohl die Milchunverträglichkeit als auch die Verträglichkeit sind daher normal.

H-Milch oder Rohmilch?

Wer Milch trinken kann, der sollte dies auch tun, da sind Mediziner weltweit sich einig. Studien zeigen, dass durch den Milchkonsum das Risiko auf Krankheiten um 30 Prozent sinkt.

Wo die Meinungen auseinandergehen ist die Frage nach H-Milch oder Rohmilch. Gerade in ländlichen Regionen schwören die Eltern auf Rohmilch. Diese wird direkt von der Kuh genommen und ohne Erhitzung getrunken. Kritiker geben dabei zu bedenken, dass die Rohmilch viele Keime enthalten kann und Krankheiten wie EHEC und Listeriose drohen können.

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