Was Schüler stresst - Studie kommt zu verblüffenden Ergebnissen

Die Menge der Cortisol-Ausschüttung hängt vom Aufgabentyp als auch von der Selbsteinschätzung ab

Von Dörte Rösler
17. November 2014

Dass Schule stressig sein kann, weiß jeder. Was genau die Schüler belastet, ist jedoch kaum erforscht. Eine Studie der Uni Bochum nennt zwei verblüffende Details.

1. Wissen abrufen ist stressiger als Probleme lösen

Das Abfragen von gelerntem Wissen gehört zu jedem Test dazu. In der Bewertung gilt es meist als einfache Basisleistung, die nur mit wenigen Punkten honoriert wird. Dabei legen Laboranalysen nahe, dass reine Wissens- oder Vokabeltests das höchste Stresspotenzial haben.

In einem Experiment legten die Forscher Oberstufenschülern 10-minütige Tests vor und maßen jeweils vorher und nachher den Cortisol-Spiegel im Speichel. Fazit: Das Stresshormon steigt beim stupiden Abfragen stärker an als bei Aufgaben, die problemlösendes Denken verlangen. Selbst bei komplexen Lösungsmöglichkeiten bleiben die Schüler entspannter.

2. Selbsteinschätzung beeinflusst Stresshormone

Wie sehr der Stresspegel ansteigt, hängt aber nicht allein vom Aufgabentyp ab. Entscheidend ist auch die Selbsteinschätzung. Schüler, die sich in einem Fach sicher fühlten, blieben auf einem niedrigen Cortisol-Level. Wer sich selbst als schwach einschätzt, bildet hingegen mehr Stresshormone.

Erstaunlich: Das subjektive Stressempfinden ist von der Selbsteinschätzung und dem Cortisolspiegel weitgehend unabhängig. So fühlten sich einige Schüler gestresst, ohne dass ihr Organismus vermehrt Cortisol ausschüttete.

Bei anderen wiederum stieg der Hormonpegel stark an, ohne dass die Schüler eine Belastung empfanden. Beides ist nach Ansicht der Forscher kritisch, da es chronische Erkrankungen begünstigt.