Wenn Medizin krank macht: US-Studie untersucht Medikamente als Grund für Klinikeinweisungen

Viele Wirkstoffe haben potenzielle Wechsel- und Nebenwirkungen, die schnell zur Gefahr werden können

Von Cornelia Scherpe
2. Dezember 2016

Gegen viele Krankheiten gibt es heute wirksame Medikamente. Doch die meisten Wirkstoffe haben neben der erwünschten Wirkung auch potenzielle Wechsel- und Nebenwirkungen. Nimmt man die Mittel falsch, zusammen mit anderen Medikamenten, oder verträgt einen Bestandteil schlicht nicht, kann das ernste Folgen haben. Eine US-Studie hat sich angesehen, wie viele Besuche in der Notaufnahme mit der Einnahme von Medikamenten zu tun haben. Das Ergebnis: Einer von 1.000 Notfällen ist durch die Mittel zum Notfall geworden.

Probleme und Trends auf diesem Gebiet

Bereits seit 2002 schauen sich die Wissenschaftler die Daten von Besuchen in den Notaufnahmen des Landes an, um regelmäßig neue Probleme und Trends zu erkennen. Die aktuellste Analyse fasst die Jahre 2013 und 2014 zusammen und hat 42.585 Patienten registriert, die wegen Medikamenten in der Notaufnahme mussten.

Senioren

35 Prozent der Betroffenen waren älter als 65 Jahre und machten als "Senioren-Gruppe" die größte Gruppe aus. Hier kommt es oft zu Problemen, wegen

  • vergessenen Einnahmen,
  • Überdosierungen und
  • Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

Im Vergleich zur Analyse von 2005 und 2006 ist die Zahl der Senioren-Fälle gestiegen. Damals machte die Senioren-Gruppe nur 26 Prozent aus. Insgesamt mussten in der aktuellen Auswertung 44 Prozent der Senioren auch im Krankenhaus bleiben.

Kinder

Bei Kindern waren es vor allem Antibiotika, die zum Krankenhausaufenthalt führten. Für die Forscher ist das ein klares Zeichen, dass Antibiotika immer noch zu häufig und oft völlig sinnlos (bei Virusinfektionen) verschrieben werden. Die Mittel stören jedoch das empfindliche Magen-Darm-Gleichgewicht, was besonders bei Kindern zum Problem werden kann.

Gefahrenherde in Zahlen

  1. Über alle Altersklassen verteilt, sorgten mit 17,6 Prozent am häufigsten Blutverdünner (Antikoagulanzien) zur Notfalleinweisung.
  2. Dahinter lagen mit 16,1 Prozent Antibiotika und
  3. Mittel gegen Diabetes kamen auf 13,3 Prozent.
  4. Opioide lagen bei 6,8 Prozent und
  5. Medikamente gegen Krebs sowie Beruhigungsmittel bei je drei Prozent.

Am schwerwiegendsten waren die Gesundheitsfolgen bei Medikamenten aus der Gruppe der Herzglykosiden. Diese Mittel sollen die Schlagkraft des Herzens steigern und führten bei 82,1 Prozent der Patienten nicht nur zum Aufenthalt in der Not-Ambulanz, sondern zur stationären Aufnahme.