Betablocker und Kalziumantagonisten: Bei gleichzeitiger Einnahme steigt das Depressionsrisiko
Zeigen Patienten mit chronischem Bluthochdruck eine depressive Veranlagung, sollten sie auf diese Kombination verzichten
Depressionen können als Nebenwirkung verschiedener Medikamente auftreten. Seit längerem ist beispielsweise bekannt, dass Betablocker gegen Bluthochdruck bei einigen Patienten eine Depression auslösen. Eine aktuelle Studie hat ermittelt, dass offenbar auch Kalziumantagonisten dieses Potenzial haben.
Bislang galten Kalziumantagonisten nicht als Medikamente mit Depressionen als mögliche Nebenwirkungen. Forscher in Glasgow haben allerdings herausgefunden, dass die Kalziumantagonisten in Verbindung mit Betablockern sehr wohl das Gemüt der Patienten deutlich beeinflussen können. Wie stark das Risiko ist, zeigt der Versuch mit 144.066 Patienten.
Gefährliche Kombination
Alle schottischen Patienten waren zwischen 40 und 80 Jahre alt und nahmen entweder Medikamente gegen diverse Herz-Kreislauf-Leiden, oder waren komplett gesund und ohne Dauermedikaktion. Im Beobachtungszeitraum von fünf Jahren erkrankten 299 an einer Depression oder zeigten eine bipolare Störung (euphorische und depressive Phasen wechseln ab). Die Forscher sahen sich an, welche Medikamente diese Betroffenen genommen hatten und stießen häufig auf die Kombination
- Betablocker und
- Kalziumantagonisten.
Im Vergleich zu anderen Patienten, die stattdessen ACE-Hemmer oder Angiotensin-Antagonisten einnahmen, war ihr Risiko um das 2-Fache erhöht.
Medikamentengruppen als Schutz vor Depression?
Die Studie betont allerdings auch, dass das praktische Risiko für den einzelnen eher gering ist, wenn man sich ansieht, wie wenige Patienten überhaupt eine Depression bekommen hatten. Dennoch sei die Erkenntnis wichtig. Zeigen Patienten mit chronischem Bluthochdruck bereits vor dem Therapiebeginn eine depressive Veranlagung, sollte man ihnen direkt Alternativen zu Betablockern und Kalziumantagonisten geben.
Interessant war die Beobachtung, dass sowohl unter ACE-Hemmern als auch unter Angiotensin-Antagonisten das Depressionsrisiko kleiner als in der Teilgruppe der Menschen ohne jegliche Medikamenteneinnahme war. Daraus leiten die Forscher die Theorie ab, dass beide Medikamentengruppen vielleicht sogar vor Depressionen schützen könnten. Das soll nun weiter erforscht werden.