Die Wirbelsäule bei der Geburt: Bei Mädchen ist sie anpassungsfähiger

Forscher decken auf, dass männliche Säuglinge eine höhere Wirbelstärke aufweisen als Mädchen

Von Cornelia Scherpe
10. September 2015

Schon seit einiger Zeit ist man in der Medizin von dem Glauben abgekommen, dass es zwischen Männern und Frauen nur "diesen einen Unterschied" gibt. Die männlichen und weiblichen Organismen unterscheiden sich nicht nur im Bezug auf die Geschlechtsorgane, sondern sind in anderen Bereichen unterschiedlich.

Dabei spielen vor allen Dingen die Geschlechtshormone eine Rolle, denn Androgene und Östrogene beeinflussen den gesamten Körper in seiner Funktion. Männer und Frauen haben zwar jeweils Hormone aus beiden Gruppen, doch der Schwerpunkt liegt entsprechend beim eigenen Geschlecht. Das hat weitreichende Folgen und zwar bereits für Neugeborene.

Unterschiedliche Wirbelstärke

Eine aktuelle Studie aus den USA hat sich damit beschäftigt, wie die Wirbelsäule bei Babys aufgebaut ist. Dafür führten sie kurz nach der Geburt eine Vermessung der Wirbel durch und unterteilten die Kinder dabei in eine männliche und eine weibliche Gruppe zu je 35 Kindern. Als am Ende die Durchschnittswerte gebildet wurden, sah man einen klaren Unterschied.

Demnach haben Jungen eine um 10,6 Prozent höhere Wirbelstärke. Das Rückgrat ist damit insgesamt härter, aber auch weniger flexibel. Bei Mädchen führt die geringere Stärke dazu, dass die Wirbel eine vergleichsweise hohe Flexibilität behalten.

Der Mensch als Ausnahme

Die Forscher gehen davon aus, dass dieser Unterschied eine einfache Ursache hat: Der Körper einer Frau verändert sich während der Schwangerschaft stark, denn er muss sich sowohl hormonell als auch im Bezug auf das "Platzangebot" auf das wachsende Ungeborene einstellen. Indem die Wirbelsäule flexibel ist, kann sie die körperliche Last besser tragen. Je mehr das Baby wächst, desto mehr verschiebt sich auch der Körperschwerpunkt. Damit die Frau nicht das Gleichgewicht verliert, muss die Wirbelsäule auch dagegen ansteuern.

Man hatte vergleichbare Untersuchungen bereits bei verschiedenen Tierarten durchgeführt und bei keiner einzigen Art diesen Unterschied zwischen Weibchen und Männchen gefunden.