Ehemänner in Rente, Frauen leiden

Eine gemeinsame Rente stresst viele Ehefrauen, anstatt Entspannung zu bringen

Von Katharina Cichosch
14. Oktober 2014

Selbst, wenn Sie noch nie vom "Retires Husband Syndrom" gehört haben sollten, den Effekt kennen Sie mit Sicherheit aus dem Freundes- oder Familienkreis - oder vielleicht auch aus eigener Erfahrung: Gemeint ist hiermit das Phänomen, dass pensionierte Ehemänner ihren Frauen, Verzeihung, gehörig auf den Keks gehen können.

Was auf den ersten Blick ganz schön merkwürdig klingt: Schließlich freuen sich die meisten Paare auf die Zeit, wenn die Arbeit endlich vorbei ist und die Kinder das Haus verlassen haben. Statt Idylle pur erleben gerade Ehefrauen die Rente an der Seite ihres Mannes aber oft als ziemlich stressig.

Dieses Phänomen wurde bereits in verschiedenen Studien weltweit erkundet und jetzt nochmal durch ein italienisches Forscherteam der Universität in Padua belegt: Marco Bertoni und Giorgio Brunello werteten die Daten einer japanischen Mikrostudie aus, die bereits im Jahr 2006 durchgeführt worden war.

Stress und Depression durch den Mann im Haus

Dabei konzentrierten sie sich auf das oben beschriebene Phänomen - Japan gilt hier als besonders spannendes Feld, weil die Geschlechterrollen oft noch sehr traditionell sind und es somit viele Vergleichspaare gibt, bei denen die Frau ihr Leben lang zu Hause geblieben war.

Interessanter Weise nahmen gerade jene Hausfrauen die Anwesenheit ihres pensionierten Ehemannes als weniger stressig wahr als jene Frauen, die selber berufstätig waren. Insgesamt aber zeigte sich: Jedes Jahr, das Männer in Rente zu Hause verbrachten, erhöhte sich der Stresspegel bei den betroffenen Frauen. In besonders schweren Fällen wurde die plötzliche Dauer-Anwesenheit des Ehemannes sogar mit Erkrankungen wie Depressionen in Zusammenhang gebracht.