Kaiserschnitt kann Adipositas der Kinder begünstigen

Fehlt der Erstkontakt mit Keimen und Bakterien der mütterlichen Vaginalflora, wirkt sich das auf die Darmflora aus

Von Cornelia Scherpe
16. September 2016

Eine aktuelle Studie zum Thema Adipositas zeigt, dass eine Entbindung durch den natürlichen Geburtskanal für das Kind nicht nur aus bekannten Gründen gesund ist, sondern auch das Risiko auf spätere Fettleibigkeit senkt. Eine aktuelle Studie liefert dazu deutliche Zahlen.

Bei einem Kaiserschnitt kommt ein Kind nicht durch den natürliche Geburtskanal zur Welt und daher auch nicht in Berührung mit der vaginalen Flora. Genau aus diesem Grund raten Ärzte allen Frauen, bei denen ein Kaiserschnitt nicht aus medizinischen Gründen notwendig ist, zu einer traditionellen Geburt.

Fehlender Kontakt zur Vaginalflora

Da der Organismus aller Menschen zunächst keimfrei ist, spielt der erste Kontakt mit Keimen eine große Rolle für den Körper. Die vaginale Flora der Mutter ist ideal, um das Immunsystem zu aktivieren. Fehlt der Kontakt, ist der Start der Abwehrkräfte erschwert.

Eine Studie mit 15.271 Frauen und deren insgesamt 22.068 Kindern zeigt, dass der fehlende Kontakt zur Vaginalflora auch die Ausbildung der kindlichen Darmflora negativ beeinflusst. Da die Vielfalt der "guten" Bakterien kleiner ist, so die Theorie, verändert das die Aufnahme von Nährstoffen und führt zu Übergewicht. Zumindest die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.

Schleichender Start für die Darmflora

Die Frauen machten detaillierte Angaben:

  • zu ihren Lebensgewohnheiten,
  • über Kaiserschnitt versus normale Geburt,
  • Geburtsgewicht des Kindes,
  • Stilldauer und
  • das Gewicht des Kindes in verschiedenen Lebensabschnitten.

Insgesamt war das Adipositas-Risiko des Nachwuchs um 23 Prozent erhöht, wenn ein Kaiserschnitt stattgefunden hatte. Die Gefahr nahm allerdings ab, je älter das Kind wurde.

  • Für alle bis zwölf Jahre lag es bei 23 Prozent,
  • für die bis 18-Jährigen war es auf 16 Prozent gesunken.
  • In der Altersspanne 19 Jahre bis 28 Jahre kam es nur noch auf zehn Prozent.

Auch das spricht dafür, dass der Hauptgrund für das Risiko der fehlende Kontakt zur Vaginalflora ist. Die Darmflora der Kinder hatte einen schlechteren Start und kann das Defizit erst über die Jahrzehnte langsam aufholen.