Lässt sich Grauer Star künftig mit Augentropfen behandeln?
Neuartige Augentropfen sollen die schrittweise stattfindende Eintrübung der Augenlinse verhindern
Der Graue Star, medizinisch Katarakt, gehört zu den häufigsten Augenkrankheiten im Alter. Die Augenlinse trübt sich in einem schleichenden Prozess ein, wodurch die Sehkraft mehr und mehr verringert wird. Schätzungsweise 50 Prozent aller deutschen Senioren ab 70 Jahren leiden am Grauem Star.
Bisher gibt es nur eine Methode, um Katarakt zu behandeln: eine Operation. Während der OP wird die getrübte Augenlinse freigelegt und komplett entnommen. An ihre Stelle tritt eine Kunstlinse, die sogenannte Intraokularlinse.
Augentropfen als alternative Behandlung
In naher Zukunft könnte der Operation jedoch eine alternative Behandlung gegenüberstehen. Forscher haben Augentropfen entwickelt, die den operativen Eingriff unnötig machen. Dabei wird nicht nur ein Fortschreiten der Linsentrübung verhindert, sondern die Trübung an sich zumindest teilweise beseitigt.
Um die Funktionsweise der Augentropfen zu verstehen, muss man zunächst verstehen, warum die Augenlinse sich eintrübt. In der Augenlinse gibt es mehrere Proteine. Zwei davon sind
- "αA-Crystallin" (cryAA) und
- "αB-Crystallin" (cryAB).
Sie sind für das Auge sehr wichtig, da sie für eine stabile Struktur der Linse sorgen. Genauer gesagt, übernehmen sie die Aufgabe, die Bildung von Amyloid-Klumpen zu verhindern. Im Alter jedoch funktioniert die Stabilisierung nicht mehr perfekt und die Eiweiße verändern ihre Struktur. Das führt
- zur Verklumpung und damit
- zur schrittweisen Eintrübung der Augenlinse.
Die neuen Augentropfen sollen das verhindern, indem cryAA und cryAB unter die Arme gegriffen wird.
Verbesserung der Sehkraft bestätigt
Die Wissenschaftler entwickelten dafür ein Molekül, das bisher nur den Testnamen "Molekül 29" hat. Im Labor konnte man zeigen, dass sich dieses Molekül an die beiden Eiweiße bindet und sie so in ihrer Struktur stabilisiert. Die Proteine können dank der Hilfe also wieder besser arbeiten und es kommt zu keinen neuen Verklumpungen.
Im Experiment mit Mäusen wurde der Graue Star aber nicht nur gestoppt, sondern die Sehkraft der Tiere verbessert. In einem weiteren Laborversuch mit getrübten Augenlinsen, die bei Patienten im Zuge einer Standard-OP gegen Katarakt frisch entfernt worden waren, zeigte sich die Wirkung ebenfalls. Die Klumpen lösten sich und die Linse wurde klarer.
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