Leben in Armut bremst die Entwicklung des Gehirns

Von Cornelia Scherpe
6. November 2013

Niemand wünscht sich für seine Kinder, dass sie einmal in Armut aufwachsen müssen. Leider ist das für viele Familien jedoch die Realität. Das Leben in Armut gibt den Kindern nicht die besten Startmöglichkeiten, darüber sind sich die meisten Experten im ärztlich und sozialen Bereich einig. Nun haben Neurologen aber zum ersten Mal den Beweis auf anatomischer Ebene erbracht, dass Kinder in Armut in ihrer Entwicklung behindert sind.

Stressige Situationen im Alltag von armen Kindern sind Ursache

Dafür untersuchte man die Gehirne von Kindern in Armut und von Kindern in gefestigten Verhältnissen. Dafür wurden die Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren via Kernspintomographie untersucht. Es zeigte sich, dass in Armut lebende Kinder weniger weiße Hirnsubstanz haben. Das Defizit befindet sich in den Regionen, die für emotionale Fähigkeiten und für die Intelligenz verantwortlich sind. Die Forscher führen dies zum einen auf stressige Situationen im Alltag zurück, die in armen Familien tendenziell häufiger auftreten. Es sei aber auch ein entscheidender Faktor, dass der Erziehungsstil der Eltern meistens nicht auf die Förderung der Kinder ausgerichtet ist.

Wie die Eltern mit ihrem Kind umgehen, wurde in der Studie ebenfalls analysiert. Dafür setzte man zum einen auf Fragebögen und zum anderen auf kleine Experimente. So erhielt das Kind im Wartezimmer zum Beispiel ein Geschenk und die Mutter bekam die Anweisung, dass das Kind erst dann die Verpackung entfernen darf, wenn die Mutter ihre Fragebögen ausgefüllt hat. Die sich daraufhin entwickelnden Gespräche zwischen Mutter und Kind wurden aufgezeichnet und ausgewertet. Das Bildungsniveau der Mutter stand dabei im direkten Zusammenhang zur Entwicklung des kindlichen Gehirns.