Legasthenie keine Einheitsdiagnose: Rechtschreib- und Lesestörungen sind unterschiedlich

Dass Kinder gleichzeitig unter beiden Defiziten leiden, kommt seltener vor als angenommen

Von Nicole Freialdenhoven
17. Oktober 2014

In der Regel wird unter Legasthie eine "Lese-Rechtschreibstörung" verstanden, die zusammenhängend betrachtet und behandelt wird. Neuen Erkenntnissen zufolge handelt es sich jedoch bei der Leseschwäche und der Rechtschreibstörung um zwei unterschiedliche Probleme, die differenzierter behandelt werden sollten. Dies erklärten Wissenschaftler des Forschungszentrum IDeA (Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk) nach Auswertung einer neuen Studie mit 465 Kindern fest.

Defizite in verschiedenen Bereichen des Gehirns

Sie stellten fest, dass die Lesestörung vor allem durch Defizite in der zentralen Exekutive zustande kommt, einem Teil des Arbeitsgedächtnisses, das Informationen aus dem Langzeitgedächtnis abruft und verschiedene Tätigkeiten gleichzeitig koordiniert. Bei der Rechtschreibstörung liegt das Problem hingegen in der Phonologischen Schleife, die sprachliche Informationen verarbeitet. Zwar gibt es auch Kinder, bei denen beide Störungen zusammen auftreten, doch in der Regel handelt es sich um zwei getrennte Krankheitsbilder, die entsprechend differenzierter behandelt werden sollten, so die Forscher.

Häufig gehen Schulprobleme einher

Kinder, die unter Legasthenie leiden, tun sich trotz normaler Intelligenz in der Schule weit schwerer als andere Kinder und leiden oft unter ungerechtfertigt schlechten Noten.