Mammografie-Screening: nur nützlich oder auch riskant?
Das Mammografie-Screening gilt als sinnvolle Früherkennungsmaßnahme. Gesetzliche Kassen zahlen die regelmäßige Untersuchung, in ländlichen Regionen fahren umgebaute Busse, damit alle Frauen teilnehmen können. Einigen rettet die frühe Diagnose tatsächlich das Leben, für viele bedeutet es jedoch auch ein Risiko.
Einschätzung der Gefahren der Mammografie
Wissenschaftler fragen sich deshalb seit Längerem, ob das Mammografie-Screening uneingeschränkt empfehlenswert ist. Je nachdem welche Studien man zu Rate zieht, liegen die Erfolgsraten höher oder die Risiken wiegen schwerer. Für Frauen ist es daher nicht leicht, die richtige Entscheidung zu treffen. Wie eine Befragung unter amerikanischen Ärzten ergab, können selbst Mediziner die Gefahren der Mammografie nicht richtig einschätzen.
Hinzu kommen unklare Statistiken. Wenn Studien vermelden, dass durch das Screening die Sterblichkeit um 15 Prozent gesenkt wird, bedeutet dies konkret: Damit einer Frau der Krebstod erspart bleibt, müssen 2000 Frauen zehn Jahre lang jährlich zur Mammografie gehen. Die Brustkrebsmortalität sinkt dadurch um ganze 0,05 Prozent.
Vorteile für Frauen mit bekannten Risikofaktoren
Die Autoren eines aktuellen Chochrane-Reviews stellen außerdem fest: Während eine Frau durch die Frühdiagnose gerettet wird, werden zehn Frauen unnötig operiert, bestrahlt oder einer Chemotherapie unterzogen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) differenziert deshalb seine Empfehlungen für das Mammografie-Screening. So überwiegen die Vorteile vor allem für Frauen mit bekannten Risikofaktoren. Bei Frauen mit wenigen Risikofaktoren treten die Nachteile der Untersuchung stärker in den Vordergrund.
Zugang zu wichtigen Informationen
Abseits der Zahlenspiele ist allerdings ein positiver Trend erkennbar. Sowohl Krankenkassen, Gemeinsamer Bundesausschuss und die Betreiber des Screenings informieren mittlerweile über die Risiken der Untersuchung. Und auch die Ergebnisse des Cochrane-Reviews können online abgerufen werden - allgemeinverständlich und in 13 Sprachen.
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