Vollnarkose im Kindesalter: geistige Entwicklung leidet darunter nur minimal

Studie belegt, dass es einen Einfluss auf die Nervenzellen gibt, dieser aber minimal ausfällt

Von Cornelia Scherpe
16. November 2016

Operationen bringen immer diverse Risiken mit sich und viele Menschen fürchten sich vor der Vollnarkose. Eltern haben vor allem Bedenken, dass ihr Kind durch die Anästhesie eventuell Spätschäden am Gehirn davon trägt. Versuche mit Tieren haben gezeigt, dass Narkosemittel durchaus Nervenzellen im Gehirn absterben lassen. Da sich besonders das Hirn bei Babys und Kleinkindern in einer empfindlichen Wachstumsphase befindet, sind Vollnarkosen in diesem Alter für viele ein Wagnis.

Ein Vergleich der Noten zeigt nur minimale Unterschiede

Eine aktuelle Studie aus Schweden zeigt jedoch, dass auch für sehr junge Patienten (Kleinkinder bis vier Jahren) kaum Störungen der geistigen Entwicklung als Narkose-Folge im Raum stehen. Die schwedischen Forscher untersuchten die Daten von 33.514 Kleinkindern bis vier Jahren. Sie alle hatten aufgrund eines OP-Bedarfs eine Vollnarkose erhalten. Da in Schweden bei der Geburt eine Identifikationsnummer vergeben wird, konnten die Forscher leicht nachvollziehen, wie die späteren Schulabschlüsse dieser Kinder ausfielen.

Verglichen wurden die Noten dabei mit allen übrigen Kindern der selben Jahrgänge. Die Wissenschaftler stellten nur minimal schlechtere Noten fest. Da der Unterschied bei gerade einmal 0,41 Prozent lag, war er statistisch nicht relevant.

Nutzen größer als Risiko

Dennoch haben die Forscher einen Zusammenhang zwischen Vollnarkose und geistiger Leistung zeigen können:

  • Wer in den ersten Lebensjahren nicht nur einmal, sondern zweimal operiert wurde, verschlechterte sich nicht um 0,41 Prozent, sondern um 1,41 Prozent.
  • Bei drei benötigten Vollnarkosen waren es 1,82 Prozent.
  • IQ-Tests zeigten zudem nach einer Vollnarkose einen Punkteunterschied von 0,97 Prozent.
  • Nach zwei Narkosen lag er bei 1,02 Prozent und
  • nach dreien bei 2,74 Prozent.

Die Studie belegt damit, dass es einen Einfluss auf die Nervenzellen gibt, dieser aber minimal ausfällt und auf das Alltagsleben keine spürbaren Auswirkungen hat. Der Nutzen einer benötigten OP mit Vollnarkose ist definitiv größer als das Risiko. Die Entwicklung der Medizin hat in den letzten Jahrzehnten zudem große Sprünge gemacht und auch die Möglichkeiten der Anästhesie sind gewachsen. Heute gelten Narkosen als sehr sicher - auch im Kindesalter.