Wer trinkt was? Wer hat Depressionen? Forscher ziehen Rückschlüsse aus Schmutz auf dem Smartphone

Durch unsere tägliche Nutzung wir das Smartphone zum Hort für aussagekräftige chemische Informationen

Von Cornelia Scherpe
23. November 2016

Das Smartphone ist ein riesiger Informationsspeicher. Wer intime Details eines Menschen kennen will, kann über dessen Smartphone viel erfahren. Die meisten denken bei diesem Fakt natürlich an die gespeicherten Daten im Mobiltelefon selbst. Forscher haben in einer aktuellen Studie aber nicht ins Smartphone geschaut, sondern auf das Gerät selbst. Genauer gesagt: auf das Display.

Unser molekularer Fingerabdruck

Die US-Forscher arbeiteten mit 39 Freiwilligen, die ihr Smartphone täglich nutzten und dafür natürlich mit den Fingern das Display berührten. Die Wissenschaftler nahmen insgesamt 500 Proben von den Geräten und der Haut der Besitzer. Im Labor wurde mittels der sogenannten Massenspektrometrie jede Probe auf die vorhandenen Moleküle hin untersucht. Sobald man eines gefunden hatte, wurde es mit einer Datenbank abgeglichen, in der die molekularen Fingerabdrücke verschiedenster Stoffe gespeichert sind.

Startschuss für neue Analyseverfahren

Das Ergebnis der Forscher: Durch die Berührung mit der Haut werden unzählige Informationen vom Besitzer auf das Display übertragen. Das Smartphone wird zum Hort für chemische Informationen:

  • Es gelang beispielsweise anhand der Moleküle festzustellen, ob der Besitzer zu den Weintrinkern gehört, oder lieber Bier zu sich nimmt.
  • Auch Speisereste wie Gewürze entgingen dem Test nicht.
  • Darüber hinaus konnten die Forscher Vermutungen über das Geschlecht der Testperson aufstellen, wenn etwa spezielle Kosmetika am Display nachweisbar wurde.
  • Sogar Aussagen über den Gemütszustand und Krankheiten ließen sich ableiten. Man fand unter anderem Reste von Augentropfen, von Salben gegen Entzündungen und Moleküle von Medikamenten gegen Haarausfall und Depressionen.

Die Forscher selbst sehen ihr Experiment zunächst als kleinen Machbarkeitsnachweis. Die Pilotstudie sollte den Anfang machen und den Weg bereiten, für neue Analyseverfahren in der Kriminologie und im Umweltschutz.