Infekte mit Viren und Bakterien: Warum trifft es Rheumatiker öfter und härter?

Eine aktuelle Studie deckt auf, welcher Umstand in Wahrheit hinter der erhöhten Anfälligkeit stecken kann

Von Cornelia Scherpe
14. Juli 2016

Menschen mit Rheuma leiden nicht nur unter ihrer Krankheit, sondern müssen sich deutlich häufiger als andere mit Infektionen herumschlagen. Viren und Bakterien haben offenbar bei ihnen bessere Chancen, das Immunsystem zu überwinden und sich anzusiedeln. Haben sich die Erreger einmal ausgebreitet, fallen die Infekte meist auch heftiger als bei anderen Menschen aus. Warum das so ist, untersuchen Forscher bereits seit einiger Zeit.

Die naheliegende Idee hat sich als falsch herausgestellt: Oft müssen Rheumatiker gegen ihre Beschwerden Medikamente nehmen. Dabei geht es nicht nur im Schmerzmittel, sondern um Wirkstoffe mit immunsuppressiver Wirkung. Die Abwehrkräfte werden künstlich gezügelt, damit die rheumatischen Entzündungen nicht so schwer ausfallen.

Immunsystem an der Kette

Da das Immunsystem an die Kette gelegt wird, wäre es auch logisch, dass Infekte ein leichteres Spiel haben. Studien haben jedoch gezeigt, dass auch Rheumatiker, die nur Schmerzmittel und keine Immunsuppressiva nehmen, häufig Infektionen haben.

Eine aktuelle Studie zeigt, was in Wahrheit hinter der Anfälligkeit stecken kann. Die deutschen Forscher arbeiteten mit 60 Rheuma-Patienten. Bei allen wurde Blut entnommen und die Proben genau unter die Lupe genommen. Die Wissenschaftler besahen sich vor allem die T-Zellen. Diese sind Teil des Immunsystems und haben beim gesunden Menschen mehrere Aufgaben.

Schwankende T-Zellen

Sie binden durch Andockstellen einzelne Erreger, damit diese analysiert und bekämpft werden können. Gleichzeitig gibt es Rezeptoren, um T-Helferzellen gezielt zu steuern. Nach besiegten Infektionen erfolgt eine Inaktivierung der Rezeptoren und die T-Zelle kann absterben. Auf diese Weise endet die aggressive Abwehr. Bei den Rheuma-Patienten sind die T-Zellen jedoch durch die ständigen Entzündungen außerhalb des Gleichgewichts.

Die Zellen schweben zwischen beiden Zuständen und können keine effektive Abwehr starten, wenn Erreger in den Körper dringen. Daher haben es Erreger leichter zu siedeln und die Rheumatiker erkranken schneller. Gleichzeitig dauert die Infektion länger, wenn die Abwehr nicht gezielt erfolgen kann. Ferner kann der schwankende Zustand der T-Zellen dazu führen, dass ein Botenstoff ausgeschüttet wird, der eine Rheuma-Attacke auslöst.