Sind Kohlenhydrate doch nicht die bösen Dickmacher?

Es scheint, als sei es vorteilhaft für die Lebenserwartung, eine Diät mit wenig Kohlenhydraten einfach zu vergessen

Von Cornelia Scherpe
17. November 2016

Am Abend sollte man Kohlenhydrate vermeiden, denn sie machen dick. Auch am Tag gilt es, nicht zu viele davon zu essen und lieber auf ein Plus an Eiweißen zu achten. Von dieser Grundidee gehen viele Diätpläne aus. Doch eine aktuelle Studie wirft das Bild der "bösen Kohlenhydrate" über den Haufen. Demnach machen sie gar nicht dick und statt auf mehr Eiweiße und wenig Kohlenhydrate zu setzen, sollte man besser auf das umgekehrte Verhältnis bauen.

Das "Jungbrunnen-Hormon" FGF21

Die Wissenschaftler aus Sydney wollten untersuchen, wie sich eine unterschiedliche Ernährung auf das Hormon "FGF21" auswirkt. Die unscheinbare Zahlenkombination steht für einen Botenstoff, der in der Wissenschaft viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat:

  1. Er reguliert den Stoffwechsel auf ein gesundes Maß,
  2. bremst dabei auch den Appetit,
  3. regt gleichzeitig das Immunsystem an und
  4. verlängert insgesamt die individuelle Lebenserwartung.

FGF21 wird daher bereits als "Jungbrunnen-Hormon" bezeichnet. Unter welchen Bedingungen genau es vom Körper produziert wird, ist aber noch nicht erforscht. Die australischen Forscher sehen im Essen von Kohlenhydraten die Antwort.

Therapeutische und gewichtsreduzierende Ernährungskonzepte

Für ihre Studie nahmen die Wissenschaftler gesunde Mäuse und testeten insgesamt 28 verschiedene Ernährungskonzepte. Dabei wurde gemessen, wie sich die einzelnen Konzepte auf die Bildung des Jungbrunnen-Hormons auswirkten. Tatsächlich wurde dann am meisten FGF21 hergestellt, wenn wenig Proteine und viele Kohlenhydrate auf dem Speiseplan standen. Vorteilhaft für die Lebenserwartung ist es daher, eine Diät mit wenig Kohlenhydraten einfach zu vergessen. Beim Abnehmen soll das auch helfen, denn der Appetit wird gezügelt.

Weitere Studie sind bereits geplant. Die Medizinwelt hofft darauf, dass neues Wissen über das Jungbrunnen-Hormon in naher Zukunft auch helfen kann, um therapeutische Ernährungskonzepte für Menschen mit Stoffwechselstörungen wie Diabetes zu entwickeln. Auch als Inhaltsstoff für neue Medikamente wäre FGF21 theoretisch geeignet.