Mikroplastik im Meer wird gefährlicher als gedacht: Bakterien nutzen es als Boote

Forscher untersuchen Plastikpartikel aus insgesamt 185 Wasserproben aus der Nord- und Ostsee

Von Cornelia Scherpe
26. Juli 2016

Die Gefahr, die von Mikroplastik in den Weltmeeren ausgeht, wird seit einiger Zeit analysiert. Es handelt sich dabei um Kunststoffpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind und vor allem für die Tierwelt eine echte Gefahr darstellen. Sammelt sich der Müll im Körper eines Tieres, das später zum Speisefisch wird, kann auch der Mensch darunter leiden.

Nun haben Forscher einen ganz anderen Aspekt des Mikroplastik sprichwörtlich unter die Lupe genommen. Die Kunststoffpartikel können zu Booten über das Meer werden und ihre kleinen Passagiere sind sehr gefährlich: Bakterien.

Gefahr durch Vibrionen

In der Wissenschaft ist allgemein bekannt, dass Viren und Bakterien, sowie Algen und Pilze auf Kunststoffoberflächen siedeln können. Kommen viele zusammen, bildet sich ein Biofilm, der als schleimige Schicht sicht- und spürbar ist.

Forscher vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (kurz AWI) haben an insgesamt 62 Orten der Nordsee und Ostsee Wasser entnommen und die darin gefundenen Plastikpartikel untersucht. Insgesamt gab es 185 Proben und in 19 Fällen fand man Bakterien der Gattung Vibrio auf dem Mikroplastik.

Vibrionen vermehren sich vor allem bei warmen Temperaturen und sind daher durch den Klimawandel immer häufiger anzutreffen. Beim Menschen lösen diese Bakterien Entzündungen aus, die unter anderem zu schwerem Durchfall führen können. Auch Todesfälle sind bekannt.

Plastikpartikel als Reisevehikel

Durch die Wasserproben ist nun belegt, dass Mikropartikel offenbar von Bakterien zu Reisezwecken genutzt werden können. Für das Ökosystem könnte sich dies in den kommenden Jahren zu einem ernsten Problem entwickeln, so die Forscher. Der Stand soll wachsam verfolgt werden.

Im nächsten Schritt wollen die Forscher am AWI bestimmen, wie dicht die Bakterien auf dem Kunststoff siedeln. Die Anzahl pro Plastikpartikel ist bisher noch unbekannt.