Darum werden mehr Jungen als Mädchen geboren

Das Y-Chromosom ist verantwortlich für ein höheres Sterberisiko neugeborener Jungen

Von Ingo Krüger
1. April 2015

Auf 100 Mädchen, die das Licht der Welt erblicken, werden in Deutschland im gleichen Zeitraum zwischen 101 und 105 Jungen geboren. Das Ungleichgewicht zum Zeitpunkt der Geburt entsteht dadurch, dass während der Schwangerschaft insgesamt mehr Mädchen sterben als Jungen.

Kurz nach der Empfängnis ist das Verhältnis der Geschlechter noch gleich.

Höheres gesundheitliches Risiko bei neugeborenen Jungen

Experten glauben, dass die Natur vorsorge, da männliche Nachkommen generell anfälliger für schwere Erkrankungen sind - sowohl im Kindesalter als auch später als Erwachsene.

Das Sterberisiko neugeborener Jungen liegt im Vergleich zu Mädchen um rund ein Viertel höher.

Grund dafür ist ihre genetische Struktur aus lediglich einem X-Chromosom und einem zusätzlichen Y-Chromosom. Das X-Chromosom gibt Erbkrankheiten, aber auch Missbildungen weiter. Weibliche Nachkommen besitzen dagegen zwei X-Chromosomen, bei denen das gesunde X-Chromosom das geschädigte oder vorbelastete X-Chromsom ausgleicht.

Studien zu den Folgen von Hungersnöten

Anders sieht die Situation in Hungerphasen aus. So wiesen US-Forscher 2013 nach, dass nach der großen Hungersnot in China zwischen 1959 und 1961 mehr Mädchen als Jungen zur Welt kamen.

Ältere Studien zu den Folgen anderer Hungersnöte waren zu ähnlichen Resultaten gekommen. Die Gründe sind noch nicht bekannt, es gibt aber die Theorie, dass weibliche Ungeborene "anspruchsloser" seien.